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Die Varusschlacht

Die Varusschlacht - ein Artikel von Marcel Unger für Vinland Shop

Wie der Ausgang einer Schlacht die Geschichte des Germanischen Volkes und den Untergang des römischen Reiches beeinflusste.

Ausgangslage im Jahre 5 n.Chr.

Das römische Imperium, welches zu dieser Zeit das stärkste und bestens ausgebildete Militär der antiken Welt vorweisen konnte, breitete sich ohne Unterlass weiter aus. Auf immer mehr erfolgreiche Schlachten, folgten immer mehr unterworfene Gebiete, die als Provinzen in das Reich eingegliedert wurden. So auch die südlichen Gebiete Germaniens, Regionen wie die des heutigen Bayerns und Schwabens und die keltischen Ländereien Galliens im heutigen Frankreich.

Im germanischen Raum erstreckte sich das römische Reich bis an die Ufer des Rheins und schloss andere wichtige Flüsse, wie die Isar oder den Lech, nahezu gänzlich ein. Das germanische Gebiet außerhalb der römischen Grenzen war als „Magna Germania“ bekannt und umfasste die heutigen Norddeutschen Gebiete, sowie das gesamte Ostdeutschland. Die Römer expandierten weiter und begannen ihre Grenzen nach Magna Germania, bis hin zur Elbe zu erweitern. Sie unterdrückten die dort ansässigen germanischen Stämme, welche jeder für sich, leichte Ziele für die dort stationierten fünf römischen Legionen darstellten. Den Oberbefehl über die Provinz und die ungefähr 27 tausend Legionäre hatte der römische Stadthalter Publius Quinctilius Varus. Unter seiner Herrschaft litten die Germanen unter Ausbeutung und unbezahlbaren Steuern und Abgaben, wer diese nicht entrichten konnte oder wollte, wurde dazu gezwungen oder getötet.

Unterwerfung unter Rom

Das römische Imperium sicherte sich seine Macht und Stellung vor allem durch die militärische Überlegenheit. Allerdings wurde auch versucht die neu eroberten Provinzen allmählich an die römische Hauptprovinz anzugleichen. So wurden den Unterworfenen Stücke der römischen Kultur beigeführt, während sie ihren eigenen Bräuchen abschwören mussten. Hierbei verfolgten die Römer eine „Zuckerbrot und Peitsche“ Strategie, so wurden die Fügsamen belohnt, indem ihnen zum Beispiel vermehrte Rechte zu Teil wurden oder sogar das römische Bürgerrecht in Aussicht gestellt wurde. Jene die sich weigerten wurden gewaltsam bestraft, getötet oder mit höheren Abgaben und Tributen belegt.

Eine weitere Strategie, um die langsame Angleichung der neuen Provinzen zu gewährleisten, erfolgte durch Kinder. So wurden den mächtigen und gehobeneren Familien einer eroberten Provinz, Kinder als Geißeln abgenommen. Diese wurden in die Hauptprovinz, nach Rom gebracht um dort erzogen zu werden. So sicherten die Römer zum Einen den Frieden, da die Mächtigen nicht das Wohl ihrer Kinder aufs Spiel setzen wollten, und zum Anderen fand ein kultureller Austausch statt. Die Kinder die eine Provinz verließen, kamen als Römer zurück und lebten ihren Mitmenschen die erlernte Kultur vor, was gerade bei Mitgliedern der mächtigen Familien Wirkung zeigte. Diese Strategie wurde auch in Magna Germania durchgeführt. So wurden den Fürsten der germanischen Stämme ihre Kinder genommen um den Frieden zu sichern. So auch der Sohn des Fürsten der Cherusker, einem Stamm der aus dem Flussgebiet der Weser stammte.

Arminius

Arminius und die VariusschlachtAls Kind wurde Arminius (den in vielen Geschichten auch als Hermann bezeichnet wird) von den Römern als Geißel verschleppt um in der Hauptstadt des Reiches, Rom, erzogen zu werden. Dort nahm er die römische Kultur und den römischen Glauben an. Er zeigte in seiner Jugend großes militärisches Talent und begann eine Laufbahn in den römischen Legionen. Sein Werdegang war geprägt von schnellen Aufstiegen und großer Anerkennung, die darin gipfelte das der Kaiser Augustus höchstselbst ihn auszeichnete. In Rom galt Arminius als Musterbeispiel dafür, wie erfolgreich die römische Strategie der Umerziehung war. Ihm wurde der Befehl über einen Teil der Streitmacht, welche in Magna Germania stationiert war, übergeben. Somit unterstand er direkt dem Stadthalter Varus und sollte auf Seiten der römischen Streitkräfte, dazu beitragen sein eigenes Volk zu unterdrücken. Doch sollte es anders kommen.

Die Varusschlacht

Die Loyalität von Arminius galt nicht wie erwartet Rom und dem Kaiser, sondern seinem eigenen Volk, den Germanen. Es gelang ihm die einzelnen germanischen Stämme zu vereinen und sie geschlossen in einen Aufstand gegen das römische Imperium zu führen. Dabei half ihm seine Abstammung, als Sohn des Fürsten eines der mächtigsten Stämme, aber auch sein enormes Talent in Sachen Strategie und Militärtaktik. Arminius kannte die römischen Verhaltensweisen, die militärischen Abläufe und Strategien und konnte dieses Wissen nutzen um den Aufstand zu planen. Auch seine Position, welche er noch immer in der römischen Armee innehatte half ihm. Es gelang ihm den Stadthalter Varus zu täuschen. Arminius brachte diesen dazu, mit einem Großteil seiner Streitmacht in den Teutoburger Wald zu marschieren, in dem die Germanen den Römern eine Falle stellten. Durch die große Truppenstärke der Römer, waren diese gezwungen in dem beengten Raum des Waldes einen Tross zu bilden, der sich über viele Kilometer erstreckte, somit half ihnen ihre zahlenmäßige Überlegenheit nicht. Die verwundbaren Römer wurden aus dem Schutz des Waldes heraus attackiert. Sie wurden mit Pfeilen, großen Gesteinsbrocken und einigen Fallen geschwächt, bevor die geeinten germanischen Stämme sie angriffen und in einer mehrtägigen Schlacht besiegten. Selbst den Römern, denen die Flucht gelang, konnten die Germanen eine erneute Falle stellen, sodass auch diese fielen. Um der Schande seiner Niederlage zu entgehen, beging der Stadthalter Varus Selbstmord.

Das römische Imperium verlor einen großen Teil ihrer Legionen und die gesamte Provinz Magna Germania. Die darauf folgenden Versuche erneut darin Fuß zu fassen, blieben gegen die nun mehr oder weniger geeinten germanischen Stämme erfolglos.

Für viele Historiker gilt die Varusschlacht als eines der entscheidenden Ereignisse, die den Untergang des römischen Imperiums herbeigeführt haben und die Entwicklung der germanischen Völker geprägt hat.